„Für den christlichen Glauben und seine Werte einstehen-ohne Krieg zu verursachen“

FU Bezirksvorstand mit Erzbischof Stephan Burger
FU Bezirksvorstand mit Erzbischof Stephan Burger
"Christliche Verantwortung in einer globalen Welt"

Dieser relativierte den Anspruch auf eine zukünftige heile Welt gleich am Anfang seiner Rede mit den Worten: „Die heile Welt-wir müssen akzeptieren, dass sie noch nie so heil war, ist und sein wird.“
Antworten und Perspektiven, um ihr näher zu kommen, finde er in Jesus Christus. In einer zusammenwachsenden Welt sei man immer „mehr verantwortlich füreinander“, so seine Exzellenz.
Gerade die anhaltende Migrationswelle aus arabischen Ländern sowie Afrika sei eine Herausforderung für alle. Aufgabe der Kirche und ihrer Organisationen wie Misereor sei nicht nur die Heilsorge alleine, sondern auch die Seelen- und Leidsorge ohne Frage nach Glaubenszugehörigkeit und ohne Frage nach dem Erfolg des Tuns.
„Die Not der Welt kommt zu uns, aber auch eine neue Kultur und neue Sprachen“, so der Erzbischof. Er sei nicht naiv und wisse, um die Ängste und Sorgen der Menschen in den aufnehmenden Ländern davor. Flüchtling zu sein, sei kein Freibrief alles tun zu dürfen-Flüchtlinge müssten sich anpassen.
„Der Rechtsstaat darf nicht ignoriert werden“. Dennoch dürften Ängste vor einer neuen Kultur und Sprache nicht dazu führen, dass die „Fühlungsnahme“ mit anderen Kulturen und Völkern verloren gehe.
„Abgrenzungen führen zu Spannungen-das lehrt die Geschichte.“ Für die zunehmende Christenverfolgung weltweit fand der Erzbischof eindeutige Worte: „Der weltweiten, zunehmenden Einschränkung der Glaubens- und der Religionsfreiheit darf man nicht gleichgültig gegenüberstehen.“
Er mahnte aber auch: „Der Schutz und die Förderung der Religionsfreiheit, nicht nur des Christentums, ist eine dringliche Aufgabe jetzt und in Zukunft.“
Ob eine Zukunft in Syrien mit oder ohne Assad stattfinden solle? „Der Westen wird sich hier mit einer Entscheidung sehr schwer tun.“
Er gab zu bedenken: „Christen können unter Assad als Minderheit existieren. Ohne ihn werden sie gejagt werden.“
Gleichzeitig zerstöre Assad aber sein eigenes Volk.
„Als Zwischenlösung wird man um Assad nicht rumkommen“, betonte er abschließend. Wie sehen die Zukunft des Christentums und eine mögliche Strategie der Kirche in Europa aus? Der Erzbischof zeigte sich kritisch: „Die Kirche ist kein Unternehmen, welches eine Strategie bediene und könne niemanden zum Glauben zwingen oder überreden. Es sei ihm aber „nicht bange“ um die Kirche in Europa. Die Geschichte der Kirche lasse sich beschreiben mit einem „Auf und ab“.
Er vertraue auf den Glauben und die Botschaft Jesu, diese habe die Kirche auch früher in schweren Zeiten getragen –das gelte auch für die Zukunft. Zusätzlich müsse man bedenken: „Die seelsorgerische Struktur der letzten 50 Jahre war nicht die Regel in der Kirchengeschichte und wird auch in Zukunft nicht die Regel sein.“
Auch vor 300 Jahren habe es weniger Gemeinden gegeben und viele Gläubige hätten von extern einen Gottesdienst aufgesucht. Die Anzahl der Bischöfe werde abnehmen-auch aus demographischen Gründen.
„Die Seelsorge und Verwaltung muss in Zukunft deshalb anders aufgestellt werden.“
Er ergänzte auf eine Frage nach dem Diakonat der Frauen zur Lösung des Problems: „Diese wird das Gesamtproblem und die demographische Entwicklung nicht aufhalten.“
Sein Ziel sei es „kirchliches Leben weiterhin zu ermöglichen.“
Und er ergänzte: „Niemand macht sich Gedanken über die Bedeutung der Kirche-z.B. als zweitgrößten Arbeitgeber in Deutschland-was wäre also, wenn die Kirche weg ist?“
Wie der Tatsache zu begegnen sei, dass das Fach „Islamwissenschaften“ mittlerweile prozentual häufiger studiert werde, als evangelische oder katholische Theologie? Der Erzbischof empfahl sich zuerst einmal mit der eigenen Religion auseinanderzusetzen. Die Grundlage sich mit einer anderen Religion zu beschäftigen, sei die eigene zu kennen. Grundsätzlich stelle sich die Frage- auch im Hinblick auf zunehmende Mitgliederzahlen der Freikirchen-wie wir mit „unserem eigenen Glauben umgehen“.
Die kirchliche Struktur sei „anonymer“ Religion und ihr Zuspruch lebten aber vom „persönlichen Kontakt“.
Er mahnte: „Wir müssen für unseren Glauben und unsere Kirche eintreten-dabei müssen wir immer einen Weg finden keinen Krieg zu verursachen.“ Im Hinblick auf christliche Symbole in kirchlichen Einrichtungen wie Schulen betonte er: „Wo katholisch drauf steht, muss katholisch drin sein.“
Die Vorsitzende der Frauenunion Südbaden Helga Gund stellte am Ende der Diskussion fest: „In einer globalen Welt finden viele komplizierte Entwicklungen gleichzeitig nebeneinander statt, die niemand wirklich in der Hand hat“.
Letztlich könne nur jeder fragen, was seine persönliche Aufgabe in dieser Welt sei und gemäß den diskutierten Werten in seinem Umkreis wirken-mehr könne der Einzelne nicht tun. Am Ende gelte wohl aber grundsätzlich in allen Belangen: „Dein Wille geschehe“.
Dr. Madline Gund, Pressereferentin

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