Migration kennt viele Wege

Probleme und Chancen der Integration

Birgit Veith, die Bezirksvorsitzende der Frauen Union Südbaden begrüßte die Gäste und übergab die Moderation an Dr. Sylvie Nantcha, der ersten afrodeutschen CDU- Gemeinderätin in Freiburg.
Fünf Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern berichteten aus ihrem Leben in Deutschland.

Im Rahmen der Themenwochen der CDU Südbaden lud die Frauen Union Südbaden am19.10.2010 zum Thema Migration kennt viele Wege- Probleme und Chancen der Integration- in das Bürgerhaus nach March-Buchheim ein.
Ghislaine Albiez aus Frankreich, hat Deutsch studiert und lebt seit 20 Jahren In Deutschland. Sie hat über den  Tennisverein und anderen Sport Kontakt zu den  Deutschen gefunden. Integration war für sie kein Thema. Von Anfang an hat sie darauf geachtet dass ihre Kinder bilingual aufwachsen.
„Der Sohn ist bei uns der Franzose, hingegen die Tochter eine typische Deutsche“, gestand sie lächelnd.
Von 1950 bis 2005 kamen  4.481.882 als Aussiedler beziehungsweise Spätaussiedler in die Bundesrepublik Deutschland.
Emma Feist kam als Spätaussiedlerin vor 31 Jahren mit Mutter und ihrem kleinem Bruder her. Die Caritas und eine engagierte Hausärztin waren am Anfang ihre Stütze.
„Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Sie haben mir auch einen Job besorgt. “
Heute unterrichtet sie "Deutsch als Fremdsprache".
Sie ist überzeugt, dass sich die Mehrheit der Migranten integrieren wollen, wenn man Integration will und nicht nur Assimilation. Da sie anfangs sehr deutsch sein wollte, hat sie es verpasst ihrem Sohn  Russisch beizubringen. Heute bereue sie das. Aber sie möchte unbedingt neben der deutschen auch ihre russische Seele behalten.
„Natürlich gibt es auch Migranten, die das Deutsche nicht schnell lernen würden.“
Von den 15,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die in
Deutschland leben haben etwa 3 Millionen Menschen ihre Wurzeln in
der Türkei. So bilden die Türken, die größte Gruppe der Zuwanderer in Deutschland.
Die dreifache Mutter, Seminur Özdemir, die in Freiburg bekannt ist, weil sie kürzlich eine private türkische Schule gegründet hat (die nicht nur türkische Kinder aufnimmt) ist in der Türkei aufgewachsen. Sie kam 1978 zum Studium nach Siegen. Seminur Özdemir hat ihre Kinder in der deutschen Sprache erzogen, weil sie glaubt, dass die Sprache die Heimat macht.
„Hier in Deutschland habe ich immer noch das Gefühl mein Land und seine Missstände verteidigen zu müssen. Der türkische Mensch will sein eigener Herr sein.“
Ihr Vater habe zehn Jahre lang den Kontakt zu ihr unterbrochen, weil sie einen deutschen Mann geheiratet habe. Er habe schließlich erkennen müssen, dass sie hier bleiben und nicht mehr zurück kehren würden.
Brigid Wefelberg, ehemalige US-Amerikanerin, war von deutschen Aupairs nach Freiburg eingeladen worden und hat innerhalb von vierzehn Tagen  entscheiden, hierher auszuwandern. Mittlerweile hat die zweifache Mutter und Leiterin des europäische Büro einer indischen Softwarefirma ihre amerikanische Staatsbürgerschaft aufgegeben.
Wefelberg findet dass Deutschland mit seinen Einwanderern extrem höflich, zuvorkommend, fast mütterlich umgeht.
„In Amerika kümmert sich keiner um Zuwanderer - im Gegenteil.“
Sie hat sich hier nach der Geburt ihrer Kinder über Kindergeld und Kündigungsschutz sehr gewundert aber auch sehr versorgt gefühlt.
"In meinem sehr reichen Land gibt es keinen Cent!"
Deutschland habe viel für sie getan. Für sie ist es völlig unverständlich, dass es Zuwanderer gibt, die sich hier nicht integrieren wollen und angeblich nicht können.
Die Extremsportlerin hat ihre Integration extrem betrieben so hat sie sehr darauf geachtet  akzentfreies Deutsch  zu sprechen. "Man lebt das Land durch seine Sprache" , findet sie.
Die weltberühmte Jazzsängerin, Cecile Verny, die in Umkirch wohnt, ist bis zu ihrem 12. Lebensjahr an der Elfenbeinküste aufgewachsen und hat danach in Frankreich gelebt. Als sie einen Deutschen geheiratet hat ist sie hierher gezogen. „Gutes Deutsch zu lernen ist sehr wichtig gewesen für meine Integration.
„Wenn ich in den Spiegel sehe, sieht mich eine Afrikanerin an und das sehen auch andere.“
Trotzdem fühle sie sich in Deutschland gut aufgenommen, denn Feindseligkeit hat sie nur selten und vereinzelt erlebt.  Als Künstlerin  habe sie trotz ihrer Dunkelhäutigkeit den "Narrenbonus".
Die anschleißende Diskussion machte deutlich dass keine der Referentinnen dem Problemkreis entstammt, der zur Zeit überall so heiß diskutiert wird.
Seminur Özdemir bracht es schließlich auf den Punkt.
„Bei  der Integrationsproblematik geht es hauptsächlich um meine Landsleute“, resümierte sie und warb um Verständnis für die großen Bildungsunterschiede.
„Für einen einfachen türkischen Bauern ist die Anpassung an die Industriegesellschaft eine Riesenleistung. Er kann eine Gleichberechtigung von Söhnen und Töchtern aber noch nicht akzeptieren.“
Warum sich die dritte und vierte Generation der türkischen Einwanderer  schlechter integrieren, wusste sie allerdings auch nicht.
Birgit Veith musste die aufkommende weitere Diskussion aus Zeitgründen abbrechen. Sie dankte den Referentinnen und Dr.Sylvie Nantcha für die Gestaltung des Abends und der Frauenunionsvorsitzenden von Breisgau-Hochschwarzwald, Priska Seiler, für die hervorragende Organisation des Abends. 

Helga Gund
 

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